Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar zum CDU-Parteitag

Markus Söder ist die „Dad Jeans“ der Union

Irgendwie aus den 80ern, aber trotzdem trendy. Bei den Schwarzen sorgt der CSU-Vorsitzende für ein Wohlgefühl. Ein Kommentar.
Markus Söder beim CDU-Parteitag
Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur (www.imago-images.de) | „Vor Despoten knien keine Patrioten“: Markus Söder fand klare Worte zum Umgang mit der AfD.

Gemeinsam will er mit der CDU den Wahlkampf gegen die Ampel im nächsten Jahr rocken. Und in der Tat, Markus Söder geht der Ruf eines politischen Rockers voran. Und im Vergleich zu dem eher etwas onkeligen Typus, der die Funktionärsebene der Union beherrscht, mag das stimmen.

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Söder ist aber eigentlich ein Softrocker. Einmal, vielleicht sein wichtigstes Signal an diesem Nachmittag, die Zeiten des Krachs sind vorbei, jetzt steht der Franke auf Kuschelrock mit der schwarzen Schwester. Im Grunde ist Söder ein Politiker des Papi-Pragmatismus, zumindest aus Unionssicht. Er sagt das, was sowieso alle denken, nur ein bisschen frecher als Merz. Dabei wirkt er, wenn er die Grundsätze der Unionspolitik auf den Punkt bringt, niemals intellektuell, sondern patent. Der Markus von nebenan. 

Söder fasst das schwarze Lebensgefühl in einfache Worte

Es gibt den Trend der sogenannten „Dad Jeans“. Darunter versteht man ein Beinkleid, das im Schnitt den Hosen aus den 80ern gleicht, etwas höher an den Hüften sitzt – dafür aber auch bequem, unprätentiös, zeitlos ist. Markus Söder ist in gewisser Weise die Dad Jeans der Union. Er sorgt bei den Schwarzen für den Wohlfühlfaktor. Seine Sätze sitzen, auch wenn sie vielleicht gedanklich in den 80er wurzeln.

Aber gerade das ist es eben, Söder fasst das schwarze Lebensgefühl in einfache Worte. Da ist nichts sperrig. Da bekommen die Grünen ihr Fett weg genauso wie die AfD („vor Despoten knien keine Patrioten“). Da wird das deutschlandweite Gender-Verbot in Schule und Verwaltung unter großem Beifall gefordert und überhaupt der grüne Moralismus gegeißelt. Aber immer freundlich, nicht Bierzelt, eher Teestunde mit Politik-Pointen. 

Die Menschen sehnten sich nach einer „neuen Sicherheit“

Und vielleicht hat Söder das Gefühl, auf das er mit diesem Ansatz reagiert, am besten selbst in der Rede formuliert. Die Menschen sehnten sich nach einer „neuen Sicherheit“. Deswegen sei ein Konservatismus, der diesem Lebensgefühl entspreche, auch nicht altbacken, sondern liege voll im Trend. Man müsste nur ergänzen: Dieser Konservatismus kommt ohne intellektuellen Überbau aus, er ist nicht abgehoben, er soll alltagstauglich sein und bequem, ebenso wie die „Dad Jeans“. 

Das muss nicht mit Oberflächlichkeit einhergehen. Anders als Merz, der dieses Kapitel in seiner Grundsatzrede ausgeklammert hatte, bekennt sich Söder ausdrücklich und ausführlich zum Lebensschutz am Anfang und am Ende. Auch dafür gibt es vom Parteitag Applaus.  

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Sebastian Sasse Alternative für Deutschland CDU Markus Söder

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