„Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“ So lautet einer der berühmtesten Sätze von John F. Kennedy. Diesen rhetorischen Fanfarenruf in seiner Inaugurationsrede als Präsident am 20. Januar 1961 kennen die meisten von uns aus dem Geschichtsunterricht. Er wird bei politischen Sonntagsreden häufig und gerne wiederholt, wenn es darum geht, die Menschen zu staatsbürgerlicher Verantwortungsübernahme zu motivieren. Leider selten genug mit Erfolg.
Dabei ist es sowohl aus politischer als auch aus ethischer Sicht richtig und notwendig, daran zu erinnern, dass Solidarität auf Subsidiarität aufbaut – und nicht umgekehrt! Gerade in einer Zeit politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen, wie wir sie seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen nicht mehr gekannt haben, müssen wir uns klar machen, dass der Ruf nach immer mehr Staat und immer mehr staatlichen Leistungen eine Einbahnstraße in den Bankrott ist.
Ärmel hochkrempeln
Es kommt auf die Bereitschaft eines jeden Bürgers an, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken, damit unser Gemeinwesen auf Dauer eine Zukunft hat, dessen Prosperität, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit, die uns allen viel zu selbstverständlich geworden war, auch durch die dramatischen und krisenhaften Jahre, vor denen wir stehen. Dazu braucht es nicht nur Fleiß und Engagement, sondern auch den ehrlichen Realismus, uns einzugestehen, dass es uns in Deutschland immer noch so gut geht, dass es sich lohnt, sich für unser Land einzusetzen, wo immer das notwendig ist. Bürgersinn hat bei uns gute Gründe!
Wir brauchen Bürgersinn
Diese Bereitschaft zum Engagement für Demokratie und Gerechtigkeit beschränkt sich aber nicht nur auf das Inland. Auch im Blick auf den russischen Krieg gegen die Ukraine müssen wir bereit sein, uns weiterhin zu engagieren. Denn wir sehen: Trotz aller Ermüdung durch die nun schon über zwei Jahre währende russische Invasion ihres Landes und trotz aller Schwierigkeiten durch Kriegsrecht, Korruption und die vielen damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Probleme, will eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung sich dem Joch des totalitären Regimes in Moskau nicht beugen. Demokratie, Freiheit und die Hoffnung auf gedeihliche Zukunft in einem gemeinsamen europäischen und transatlantischen Haus motiviert die Menschen für ihre täglich gezeigte Resilienz.
Was tun wir gemeinsam?
Wir sollten angesichts dieser Opferbereitschaft und Mutes eines Volkes, das zu uns und unserer Wertegemeinschaft gehören will, noch einmal einen Blick auf die Rede Kennedys bei seiner Amtseinführung werfen. Denn unmittelbar nach dem oben zitierten Satz folgt dort ein Appell an die weltweite Staatengemeinschaft. Er lautet: „Meine Mitbürger in der ganzen Welt: Fragt nicht, was Amerika für euch tun wird, sondern fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“
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